"Mit Bildern ist es wie mit Wünschen: Die unerfüllten bleiben intakt, die erfüllten werden flach."
Anselm Kiefer

In ihrer Ausstellung im Essener Kunstverein kunstwerden (2008) realisierte Simon Pries die Aktion "1000 Wünsche". An der Wand des Ausstellungsraums errichtet sie fünf Stapel aus insgesamt tausend Floatglasscheiben. Die Besucher wurden dazu aufgefordert, Schutzhandschuhe und -brille anzuziehen, sich eine der Glasscheiben zu nehmen und ein im Raum installiertes Podest zu betreten, von dem aus sie die Scheibe auf den Betonfußboden werfen konnten. Innerhalb kurzer Zeit entstand am Boden ein Scherbenmeer, das in Sachen Melancholie durchaus mit dem Caspar David Friedrichschen "Eismeer" mithalten kann. Vergänglichkeit, Vergeblichkeit- der Titel "1000 Wünsche" ist Programm: Mit der Aktion ermöglichte die Künstlerin jedem Ausstellungsbesucher einen Moment des Innehaltens und warf ihn auf sich selbst, auf seine individuellen Fragen und Wünsche, zurück. Und auf die Notwendigkeit, manchmal etwas Kostbares zerstören zu müssen, um zu einer neuen Einsicht zu gelangen.

Dagrun Hintze