Man könnte die Objekte von Simona Pries Monumente nennen, wäre nicht auch etwas Bildhaftes in ihnen, das sie in einen narrativen hermetischen Zusammenhang zu stellen scheint. Glas, sagt sie, sei ihr liebster Werkstoff, ein reversibles Material, das, im Schwebezustand befindlich, erstaunlich stabil und gleichzeitig fragil ist. Da es weder um Materialgerechtigkeit noch um Figuration geht, sind die gebrauchten und neuen Materialien Bedeutungsträger in einem sehr weiten Sinne. Sie erfüllen ihre bildhauerische Objektfunktion in klassischer Weise ohne dass die Skulpturen selbst in einer klassischen Ästhetik aufgehen würden. Ihr enigmatischer Charakter löst sie aus der Anschaulichkeit ebenso wie aus der Abstraktion. Pries bildet vielmehr Stellen im Raum, an denen ein verdichtetes – zuweilen animistisches zuweilen spirituelles - Raumklima herrscht. Architektonische Allusion ist ein Grundzug ihrer Gestaltung, die durch allegorische ephemere Momente wie Glasbruch, Pflanzen, Fotos und andere Fundstücke aus dem Ambiente der Natur in Spannung gesetzt werden kann. Stelle und Zeitpunkt greifen also ineinander und erlauben dem Betrachter eher
sich anzunähern als sofort davon Besitz zu ergreifen.

Veit Loers
Cesiomaggiore, 21.05.2012