SCHWANENGESANG (why birds fly...)
Zogen einst fünf wilde Schwäne,
Schwäne leuchtend weiß und schön.
Sing, sing, was geschah?
Keiner ward mehr gesehn. Ja!
Sing, sing, was geschah?
Keiner ward mehr gesehn.
Musik trad.(19.Jhdt.)
Text Karl Plenzat (1917)
why birds fly
Der Ort der Lichtinstallation ist das offene Meer hinter der Seebrücke von Sellin. Rügen ist eine der artenreichsten Inseln Deutschlands, was sowohl die Tier- und als auch die Pflanzenwelt betrifft.
Die Ereignisse der letzten Monate haben dieses idyllische Bild verändert.
Zahlreiche tote Schwäne wurden gefunden. - Auch die Leichname andere Tiere wie Enten, oder kleine Säuger wurden gesichtet und entsorgt. Eine Ente ist ein dem Menschen vertrautes Tier, denn sie ist auf fast jedem innerstädtischen Gewässer beheimatet. Der Schwan jedoch entzieht sich dieser Traulichkeit. Er hat nichts an seiner majestätischen Kraft und würdenvollen Ruhe eingebüßt. Mit seinem schneeweißen Gefieder ist er ein Inbegriff der Reinheit und einer der auffälligsten und beeindruckendsten Zugvögel. Auf einem Weiher erhaben und friedlich gleitende Schwäne, ein Bild graziler Schönheit. Der Schwan ist seit alten Zeiten ein Symbol für Sinngebung und Kunst, während das Schwanenpaar Liebe und Treue, Wahrheit und Schönheit, Tugend und Erlösung symbolisieren kann.
Auf diesem alt hergebrachten Symbol basiert die im Kontext zum aktuellen Geschehen stehende Installation. Sie nimmt mit ihrem Titel Bezug zu der:
„... sich hartnäckig haltende Behauptung, der Schwan singe nur angesichts des Todes (der sprichwörtliche Schwanengesang), potenziert die Bedeutung dieses Gesangs. Er wird interpretiert als vor- freudiger Gesang, zum Widerschein des verwandelten neuen Lebens (Sokrates Definition im „Phaidon“)- christlich interpretiert als Hoffnung auf Erlösung zum ewigen Leben- oder zum trauernden, düster prophetischen Abgesang auf die Welt im Augenblick der Wahrheit, dem Tod (Kassandras „Schwanengesang“ in „Agamemnon“ von Aischylos).“
Fünfzehn himmelwärts gerichteten Lichtsäulen, die auf der Grundfläche eines V´s, einer Figur des Vogelflugs, angeordnet sind, bilden die Installation „Schwanengesang“. Die einzelnen Spiegelparabolscheinwerfer befinden sich auf schwimmenden Pontons. Somit stehen sie in Beziehung zur Wellenbewegung des Meeres. Je nach Windstärke werden die einzelnen Lichtsäulen in eine leichte, oder starke Bewegung versetzt.
Bei Einbruch der Dunkelheit leuchtet die Formation vor dem Horizont.
Simona Pries